DIE PASSAUER HÖLLGASSE
Die Höllgasse | Foto: Katja Heinroth
AGON-HEIMAT: Die KÜNSTLERGASSE HÖLLGASSE
Früher war die Höllgasse der Handels- und Umschlagsplatz von unterschiedlichsten Gütern am Donauufer. Der Wortteil Höll/Höj hat mit dem Begriff Hölle nichts zu tun, seine alte Bedeutung war
Dreck oder Schlamm. Reges Treiben herrschte dort vor dem 20. Jahrhundert. Lagerräume, Platz für Kähne und Karren fanden in den säulengetragenen gotischen Gewölben ihren Platz. Aber auch
Pferdeställe, Gaststätten, Schlafplätze für Arbeiter, wie Schiffsleute und Säumer prägten diese Gegend.
In der Neuzeit ließen neue Verkehrsstrukturen das Leben in der Gasse verwaisen. Die Höllgasse wurde zu einem runtergekommenen Viertel. Somit war die Sanierung der Gasse ein längst überfälliger
Schritt, welcher letztendlich auch die Altstadt Passaus sehr aufwertete.
Die Idee, aus der Höllgasse eine Künstlergasse zu machen und somit auch dem Zusatz zum Vereinsnamens gerecht zu werden, verfolgte die Künstlerschaft zielstrebig ab dem Gründungsjahr 2000, was bis
heute mit kreativen künstlerischen Aktionen, Ausstellungen und Veranstaltungen eingelöst und erfüllt wird.
Hochwasser in der Höllgasse
Hochwasser in den AGON-Ausstellungsräumen
Fotos: Georg Thuringer, Monika Jokiel
Die HÖLLGASSE und der FLUCH DER FLÜSSE
Zur Zeit der Schneeschmelze und/oder langen Regenperioden besteht immer die Gefahr, dass Donau, Inn und Ilz, welche aus den bayerisch/österreichischen Alpen und dem Bayerischen Wald kommen, ihre
Flussbetten verlassen und für Passau Hochwasser bringen.
1954 erlebte die Altstadt von Passau mit 12,20 Höhenmetern die bis dahin größte Hochwasserkatastrophe im 20. Jahrhundert.
Die Höllgasse ist ab ca. 8 Höhenmeter Donaupegel hochwassergefährdet, was nicht zuletzt nach der Renovierung der Anlass war, dass ebenerdig keine Wohnungen, sondern Räume für Künstler und
Kunsthandwerker geschaffen wurden.
Am 13. August 2002, zwei Jahre nach der AGON-Vereinsgründung, ereignete sich genau dies, worüber man sich am meisten Sorge machte,- die Ateliers, Galerien und Kunsthandwerkstätten standen mit dem
Donaupegel von 10,81 Höhenmetern bis an die Decke unter Wasser. Unverdrossen und engagiert kam es nach Abzug des Hochwassers zu einem Neuanfang und über zehn Jahre hatte man seine Ruhe vom Fluch
der Flüsse. Doch dann überstieg am 03. Juni 2013 mit 12,89 Höhenmetern eine noch größere Jahrhundertflut die Marken von 1953 und 2002. Nicht nur ebenerdig, sondern auch die darüber liegenden
Wohnungen im ersten Stock standen unter Wasser. Vor allem ausgetretenes Heizöl sowie Treibgut jeglicher Art in den Wassermassen schädigten alle an Inn-, Ilz,- und Donauufern gelegenen Gebäude
innen wie außen empfindlich.
Ausstellungsräume und Geschäfte in der Höllgasse waren monatelang wegen Renovierungen geschlossen und weitere Jahre wegen Feuchtigkeit nur bedingt zu nutzen.
Auch wenn sich einige Künstler eine neue Bleibe suchten, so blieben doch Ateliers, Galerien und Kunsthandwerker in ihrer Höllgasse. Die Gasse wurde auch durch die Mitwirkung von AGON e.V. neu
aktiviert und wieder mit künstlerischem Wirken gefüllt.
Die Höllgasse in Passau zur Kunstnacht 2010 | Foto: Georg Thuringer
Die HÖLLGASSE und der SEGEN DER FLÜSSE
Bewegten sich die Passau Besucher und Übernachtungszahlen bis zu den 80er Jahren dank Bustourismus kontinuierlich nach oben, so gaben
ab den 90er Jahren neue Freizeit- und Urlaubserlebnisse an den Flüssen dem Städtetourismus einen bedeutenden Zuwachs: durchgehender Innradweg von der Schweiz über Österreich und Bayern bis
Passau, Donauradweg vom Ursprung im Schwarzwald über Passau bis nach Wien und Budapest, Donaukreuzfahrten in die Donauländer und bis zum Schwarzen Meer, verbunden über den Rhein-Main-Donaukanal
mit der Rheinschifffahrt.
Die neue Freizeitbewegung mit dem Rad schuf einen ansteigenden Rekord an deutschen wie österreichischen Touristen und die Donaukreuzfahrt brachte internationale Gäste aus aller Welt.
Dies wirkte sich auch auf die Frequenz von Besuchern durch die Höllgasse aus. AGON e.V. vereinbarte mit Passau Tourismus, dass in die Routen der deutsch- und fremdsprachigen Stadtführungen
zwischen Dom und Rathaus auch die Höllgasse eingebunden wurde.
Für die Künstlervereinigung AGON e.V. war und ist dies Anlass und Auftrag, sich jährlich mit Ausstellungen und Aktionen zu präsentieren, sowie ihre Höllgasse augenfällig künstlerisch
auszugestalten.